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Corona-Demonstrationen in Mönchengladbach
Polizei meldet weitgehend störungsfreien Verlauf

Polizei Mönchengladbach (cw) / Walter Jost 17.05.2020

Corona-Demo-MG Am Sonntag, 17. Mai, haben auf dem Marktplatz in Rheydt ab 14 Uhr zwei angemeldete Versammlungen stattgefunden. Themen waren "Freiheit statt neue Normalität" (ca. 150 Teilnehmer) und "Mit Abstand gegen Rechts" (ca. 280 Teilnehmer).

Beide Versammlungen verliefen größtenteils störungsfrei. Gegen einen Teilnehmer der Versammlung "Mit Abstand gegen Rechts" fertigte die Polizei eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot. Die Person verließ vorzeitig die Versammlung.

Zwei weitere Personen versuchten, an ein Banner der Versammlung "Freiheit statt neue Normalität" zu gelangen und beschädigten dieses. Für sie hatte das jeweils eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung und Nötigung zur Folge. Ferner wurden sie zur Verhinderung weiterer Straftaten vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Eine 53-jährige Person derselben Versammlung überkletterte ein Sperrgitter, um zur Gegenveranstaltung zu gelangen. Polizisten verhinderten dies und mussten sie dafür zu Boden bringen. Sie sprachen einen Platzverweis aus und fertigten anschließend eine Strafanzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.

Beide Versammlungen endeten gegen 16:30 Uhr. Soweit die amtliche Mitteilung der Polizei Mönchengladbach.

(Bild: Walter Jost 11.05.2020)

Schon am 11. Mai war auf dem Rheydter Markt eine große Kreideaufschrift zu sehen.

(Bild: Walter Jost 11.05.2020)

Merkel-Diktatur, Bill Gates, Impfzwang - Themen, die die Herzen aller VerschwörungstheoretikerInnen höher schlagen lassen.

Das Banner, mit dem auf dem Facebook-Account von "Mönchengladbach steht auf" für die Demonstration geworben wurde.

(Bilder: Walter Jost 17.05.2020)

Blick durch die Reihen der GegendemonstrantInnen in Richtung auf das Rathaus. Und ein Blick auf den Versammlungsplatz und die andere Gruppierung. Huch, da fotografiert jemand zurück!

(Bilder: Walter Jost 17.05.2020)

Hinter den Polizeifahrzeugen ist der kleine Bühnentruck vor dem Rathaus zu sehen, mit einem Transparent von "Mönchengladbach steht auf" daran: "Familie - Heimat - Zukunft # Mönchengladbach steht auf # Kultur und Identität, Freiheit und Souveränität, Direkte Demokratie" wird darauf thematisiert. Blickt man zurück in die deutsche Geschichte, kann man nur erstaunt darüber sein, dass sich die Rechte hier als Verfechterin von Freiheit, Souveränität und Demokratie anbietet. Alle historischen Erfahrungen zeigen in eine andere Richtung. Ein Demonstrant hatte sich die Mühe gemacht, ein großes Schild anzufertigen, das er hier hoch hielt. Um Freiheit, Redefreiheit und Wahrheit geht es ihm wohl.

Nach der offiziellen Eröffnung der Demonstration sprach der Mönchengladbacher Ratsherr Dominik Roeseler (ehemals Pro NRW, jetzt parteilos). Nach knapp einer halben Stunde habe ich den Ort des Geschehens wieder verlassen. Weder fand ich die Rede sonderlich erhellend - Bundesregierung schtonk, Corona-Maßnahmen schtonk, Polizei schtonk ... -, noch habe ich eine besondere Bedrohung für die freiheitliche Grundordnung wahrgenommen. Weder von rechts noch von links, auch nicht von vorne, hinten, unten oder oben.

Dass die Polizei 150 Teilnehmer bei der "Corona-Versammlung" gezählt hat, überrascht mich. Die Gegendemonstranten habe ich nicht gezählt, bei den Ur-Anmeldern habe ich etwa 30 Leute vor dem Truck versammelt und noch ein paar mehr im weiteren Umfeld sitzen sehen, zusammen vielleicht 50. Das kommt auch auf den Bildern oben wohl so rüber. Allerdings war ich um 14:30 Uhr wieder fort, möglicherweise hat es noch weitere Zuströme gegeben. Die deutsche Tugend der Pünktlichkeit kommt ja zunehmend abhanden. Die Partei der Gegendemonstranten war jedenfalls deutlich stärker. Die zahlenmäßig größte Gruppierung dürften die Einsatzkräfte der Polizei NRW gewesen sein - die waren auch am besten bewaffnet.

Während die Polizei in ihrer Pressemeldung einen "weitestgehend störungsfreien Verlauf" feststellt, liegt der Fokus eines Berichts auf der Facebookseite von "Mönchengladbach steht auf" etwas anders: "Linksextreme Angreiferin wird abgeführt". Hier der Text des Posts:

"Während der heutigen Versammlung 'Freiheit statt Neuer Normalität' in Mönchengladbach-Rheydt griff ein weibliches Etwas, die optisch der Antifa-Szene zuzuordnen ist, einen Teilnehmer an. Dem beherzten Eingreifen der 'Bruderschaft Deutschland' war es zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passierte. Die Polizei übernahm und führte die Angreiferin ab. Die festgenomme Person gehört mutmaßlich zur örtlichen Vorfeldorganisation 'Mönchengladbach stellt sich quer (#MSSQ)', die zur Gegendemonstration aufrief, und von u. a. SPD, Grüne, Linkspartei und Ver.di unterstützt wird. Das Bündnis erhält Fördergelder der Stadt Mönchengladbach."

Auf keiner der beiden Seiten auf und um dem Platz habe ich "Etwasse" bemerkt, weder weiblich noch männlich noch sonstwas. Aber so unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. Und wenn deutsche Sprache: "... das optisch ...", nicht "die". Von einem "beherzten Eingreifen ..." liest man im Polizeibericht nichts. War da jetzt der Saalschutz im Einsatz oder die Schutzabteilung? Das scheint der Polizei entgangen zu sein.

MSSQ, die Vorfeldorganisation demokratischer Organisationen - na, eigentlich ist es ein Zusammenschluss solcher. Mag sein, dass das Bündnis städtische Fördergelder erhält - und das wäre gut so. Aber dem "Mönchengladbach steht auf e. V." scheint auch die Gemeinnützigkeit zuerkannt worden zu sein. Da stellt sich die Frage: Wofür?

Übrigens haben die Gegendemonstranten in ihrem Revier meist einen Mund-Nasen-Schutz getragen und versucht, Abstände einzuhalten. Auf dem Markt sah das anders aus, Schutzmasken Fehlanzeige, und man knubbelte sich doch ziemlich. Die eigentliche "Normalitäts"-Demonstration fand ohnehin abseits am Rande statt: Die Außengastronomie von Rossini und Co. auf der Marktpromenade war voll besetzt, es war ja schönes Wetter. Die Einhaltung des Abstandsgebots war da nicht wirklich realistisch. Vermutlich hat es auch in anderen Teilen der Stadt so ausgesehen. Hoffentlich erweist sich die Lockerung nicht als zu locker.

     


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