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Und es gibt sie doch!
Mehrweg-Frischenetz statt Hemdchentüte

Walter Jost 19.07.2019

Mehrweg-Frischenetz Es ist also doch erhältlich, das Mehrweg-Frischenetz vom Discounter Penny. Vor zwei Wochen hatte ich beim Penny Markt in meiner Nähe danach gefragt, aber Netze gab es nicht. Die Mitarbeiterin in der Obst- und Gemüseabteilung wusste von nichts. Jetzt war offenbar ein paar Tage zuvor eine neue Lieferung eingetroffen.

Plastiktüten stehen bereits seit längerem bei vielen Handelsketten auf der Abschussliste. Entweder gibt es sie gar nicht mehr, oder der Kunde muss dafür bezahlen. Auch werden vielerorts wiederverwendbare Transporthelfer aus recycelten Materialien angeboten. Teile des Handels haben die Kritik an der Plastikmüllflut aufgegriffen und kümmern sich um Alternativen.

Penny hat dazu eine Verpackungs-Initiative gestartet. Damit versucht die Diskcounter-Kette, die zur REWE-Gruppe gehört, Verpackungen zu verringern, zu verbessern oder gleich ganz zu vermeiden. Einer der aktuellsten Schritte ist dabei das Angebot von Mehrweg-Frischenetzen für Obst und Gemüse.

Schachteln in der Kiste Erhältlich sind die Netze in den Obst- und Gemüseabteilungen der Märkte. Für 49 Cent bekommt man eine kleine Schachtel, die zwei Netze enthält.

Hier liegen die Päckchen noch in einer Kiste in friedlicher Koexistenz mit einer Rolle der Kleintragetaschen für Obst und Gemüse, also der "Hemdchentaschen". Die sollen aber letztlich ersetzt werden, wenn die Kunden mitspielen.

Die Plastikbeutel sind allerdings auch bereits um 20 Prozent verkleinert worden. Das Unternehmen gibt an, dadurch 5,7 Millionen qm Plastik einzusparen. Das ist so viel, dass man damit 800 Fußballfelder bedecken könnte. Eine weitere Einsparung von 88,3 Tonnen Plastik jährlich werde durch dünnere Folien bei der Verpackung von Eigenmarken erreicht.

(Bild: Walter Jost)

Mehrweg-Frischenetz

(Bild: Penny)

Es gibt Netze aus Polyester und aus Bio-Baumwolle. Ein Baumwollnetz hätte ich auch gerne gehabt, aber die gibt es nur in den Penny-Märkten im Süden der Republik. Im Norden herrscht das Polyester. Mit dabei: Der Nabu, der sein Label als Gütesiegel zur Verfügung gestellt hat.

Aus der Schachtel genommenDas Netz!

(Bilder: Walter Jost)

Das ist drin in der Schachtel - und so sieht ein Netz aus. Das Material ist Polyester. Die Netze sind waschbar. Die Kunststoff-Version hat eine Tragkraft von 3 kg, Biobeutel verkraften 4 kg.

Schachtel-RückseiteFSC-Siegel

(Bilder: Walter Jost)

Acht Gramm wiegt ein Polyester-Netz. Auf der Seite der Schachtel findet sich ein weiteres Umwelt-Kennzeichen. FSC, das "Forest Stepwardship Council", ist eine unabhängige, gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation. Sie wurde 1993 als ein Ergebnis der Konferenz "Umwelt und Entwicklung" in Rio de Janeiro gegründet. Mit dem Label soll gewährleistet werden, dass ein schonender Umgang mit Waldressourcen stattgefunden hat. Das bezieht sich also nicht auf die Mehrweg-Netze, sondern auf die Herstellung der Papp-Schachteln. Die Schachteln werden von der Taizhou Zion Packing Co. Ltd. im chinesischen Taizhu hergestellt. Man kann sich fragen, ob es nicht nähergelegene Produktionsstätten gibt, statt weltweiten Materialtourismus zu betreiben.

REWE-NetzMehrweg-Frischebox

(Bilder: REWE)

Durch einen Hinweis bin ich darauf aufmerksam geworden, dass auch REWE die Mehrweg-Frischenetze anbietet. Und mehr noch, hier gibt es auch eine Mehrweg-Frischebox. Und so kann man die Box verwenden:

"Die Mehrweg-Frischebox ist nach der Auslistung der Plastiktüte im Juni 2016 und der Einführung der Mehrweg-Frischenetze für Obst und Gemüse ein weiterer Schritt zur Reduzierung von Verpackungsmüll. Und so geht's: 1. Kaufe dir eine REWE Mehrwegbox oder bringe eine gereinigte Box mit. 2. Lege diese auf das vorgesehene Tablett. 3. Das REWE-Servicepersonal nimmt das Tablett und befüllt die Box mit den Artikeln deiner Wahl. 4. Du erhältst das Tablett mit offener, befüllter Box und Bon zurück. 5. Du verschließt deine Box, klebst den Bon auf und bezahlst an der Kasse. So einfach kann man Verpackungen reduzieren, macht mit!"

Für manche mögen diese Verpackungs-Initiativen Greenwashing sein. Entscheidend ist aber, was geschieht und dass etwas geschieht. Und da sind die beiden Discounter schon gute Schritte zur Müllvermeidung gegangen. Mir gefällt die Idee eines wiederverwendbaren Obst- und Gemüsenetzes. Jetzt kann ich damit auch lose Tomaten beim Aldi holen - oder auf dem Wochenmarkt.

Und gerade für den Wochenmarkt wäre das eine Anregung. Dort ist die Verwendung von "Hemdchentüten" inzwischen ausgeufert. Wobei die früher üblichen Papiertüten unter ökologischen Gesichtspunkten auch keine wirkliche Alternative waren. Aber wiederverwendbare Netze? Die sollten von den Marktbeschickern ins Angebot aufgenommen werden, viele Marktbesucher wären sicherlich dankbar dafür.

     


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